Kulturfahrten 2022

Besichtigung von Mercedes-Benz und Weihnachtsmarktbesuch

7. Dezember 2022 

Zu Beginn der Betriebsführung beim größten Arbeitgeber in Bremen verdeutlichte ein kurzer Image-Film, wieviel Forschung, Entwicklung und digitale Technik die Mercedes-Fahrzeuge so einzigartig machen. In dem Bremer Werk werden elf verschiedene PKW-Modelle in zwei Endmontagewerken zusammengebaut – insgesamt ca. 400000 Autos pro Jahr. Dazu gehören viele Verbrenner- und Hybrid-Modelle der C- und GLC-Klasse sowie EQ-Elektrofahrzeuge.

In den riesigen Produktionshallen erlebten wir Teile der Auto-Herstellung. Im Karosserierohbau sahen wir, wie riesige Pressen vollautomatisch mit Stahl- und ALU-Blechen versorgt wurden und Seitenteile, Türen, Kotflügel, Motorhauben sowie Heckklappen daraus formten. Eine EDV-getriebene Logistik sorgte dafür, dass alle Einzelteile zusammengebaut und siebenfach lackiert zielgenau in die Endmontage zum zugehörigen Fahrzeug transportiert wurden.

In der Endmontage liefen C-Klasse PKWs, Combis, Cabrios, AMG-Sportwagen, Hybrid- und Elektrofahrzeuge, Rechts- und Linkslenker chaotisch auf dem Montageband an uns vorbei. Die Mercedes-Logistik steuerte jedes Einzelteil, das für das gerade in Arbeit befindliche Auto benötigt wurde, sekundengenau und zielsicher an seinen Bestimmungsort. An einer Station sahen wir, wie die obere Karosserie mit dem unteren Fahrwerk incl. Motor und Getriebe "verheiratet" wurde. Für alle Heimatfreunde ein beeindruckendes Erlebnis.

     

Am Nachmittag erfreuten uns die illuminierten Weihnachtsmärkte in der Innenstadt und an der Schlachte. Durch Glühwein und adventliche Musik auf Weihnachten eingestimmt, fuhren wir am Abend nach Dinklage zurück.

     

Text und Fotos: Hans Hoymann, Dinklage


7. September 2022 -  Römermuseum Haltern und Schloss Lembeck

Kaiser Augustus gab im Jahre 12 v.Chr. den Befehl, Germanien mit 3 Legionen zu erobern. Xanten am Rhein wurde zum Hauptlager für die Feldzüge ausgebaut. In Haltern an der Lippe errichteten die Römer ein Militärlager für 5000 Legionäre der XIX. Legion. Bei einer Führung durch das dortige Römermuseum erfuhren wir anschaulich etwas über das Leben der römischen Legionäre in Germanien.

Anhand von Fundstücken und Rekonstruktionen wurde uns geschildert, wie die Römer in der Belagerungszeit in Haltern lebten und welche Aufgaben sie zu erledigen hatten. Während die Soldaten aus ihrem eigenen Land fortschrittliche Städte, Wein, Weizen und Olivenöl kannten, lebten die Germanen in primitiven Weilern innerhalb eines riesigen, kalten und feuchten Waldlandes vom Ackerbau und ihren Tieren. Da die Legionäre das gewohnte Leben beibehalten wollten, wurde nach Haltern eine gewaltige Logistik aufgebaut. Händler beschafften täglich 5000 kg Getreide, 5000 l Wein, Olivenöl und andere Güter mit Schiffen und Maultierkarren. Zimmerleute bauten Kasernen aus heimischem Holz. Kundschafter erforschten das Umland und ein Tross versorgte alle mit Dienstleistungen. Trotz dieses riesigen Aufwandes gingen drei Legionen in der Varusschlacht gegen Arminius im Jahre 9 n. Chr. unter. Nur einige Fußtruppen konnten ins Haltener Lager flüchten und berichteten von dieser Katastrophe.

    

Nach dem beeindruckenden Besuch des Römermuseums fuhren wir zum Schloss Lembeck.

   

Um das Jahr 1000 wurde in Lembeck wahrscheinlich ein einfacher Holzturm, Motte genannt, errichtet, der von der adeligen Familie von Lembeck bewohnt wurde. Die von Lembecks gehörten zu den Ministerialen des Fürstbischofs von Münster und übten in der „Herrlichkeit Lembeck“ die niedere Gerichtsbarkeit aus. Durch Einheirat ging der Besitz um 1526 auf die von Westerholts und nach 1708 auf die Familie von Merveldt über. Nach dem Abriss der alten Burg wurde in der Zeit von 1674 bis 1692 ein symmetrisches Barockschloss erbaut. Im 18. Jahrhundert hat Johann Conrad Schlaun es zum heutigen spätbarocken Wasserschloss umgebaut. In einem Gebäudeteil konnten wir sehen, wie die Adeligen wohnten und mit welchen Kunstwerken sie sich umgaben. Dazu gehörten Stofftapeten, die mit den Motiven der vier Jahreszeiten bemalte waren, chinesische Vasen, chinesisches Porzellan, flämische Tapisserien, Gemälde, wertvolle Möbel und ein mobiler Tresor.

Mit vielen neuen Eindrücken aus der Römerzeit sowie des Barocks und Rokokos kehrten die Heimatfreunde am Abend nach Dinklage zurück.

   

Text und Fotos: Hans Hoymann

Fahrt nach Holland Festung Bourtange, Hünengrabzentrum in Borger

Die dritte Kulturreise des Heimatvereins führte am Mittwoch, 27.07.2022 nach Holland nahe Groningen. Erstes Ziel war die Festung Bourtange. Die imposante Anlage in dem geschichtsträchtigen Ort veranschaulicht das Festungsleben um 1750. Danach fuhren wir in das Hünengrabzentrum Borger, in dem die Entwicklung von den Rentierjägern vor 10 000 Jahren, über die Jägern und Sammler bis hin zu sesshaften Bauern vor 4000 Jahren anschaulich gezeigt wird.

Bourtange liegt auf einem schmalen, nur 8m breiten Sandrücken in einem weitläufig unpassierbaren Moorgebiet nahe der holländischen Grenze. Im Freiheitskampf der protestantisch gewordenen Holländer gegen den spanischen König um 1580 befestigten die Holländer die Engstelle mit einer Zitadelle, um die Stadt Groningen vom Nachschub der katholischen Spanier abzuschneiden. Im Dreißigjährigen Krieg wurden die Verteidigungsanlagen weiter ausgebaut und verwehrten dem Münsteraner Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen (in Holland Bomben Bernd genannt) das protestantisch gewordene Groningen zu erobern, um den Katholizismus zurück zu bringen. Die größte Ausdehnung erreichte die Festung Bourtange um 1750 mit einer Besatzung von 2500 Soldaten. Nach 1800 machte moderne Militärtechnik die Bastion überflüssig. Heute ist Bourtange ein lebendiges Museum, das uns das Soldatenleben in einer nie eroberten Festungsstadt erleben ließ.   

       

Im Hünengrabzentrum Borger sahen wir neben dem größten Hünengrab der Niederlande die anschaulich dargestellte Geschichte dieser Region. Wir erfuhren etwas von den Lebensweisen der Rentierjäger am Ende der Eiszeit vor 10000 Jahren, der steinzeitlichen Hünengraberbauer (um 3000 vor Christus), der Bauern der Bronzezeit (um 1000 v.Ch.) und der Bauern der Eisenzeit (um 350 v.Ch.). Gleichzeitig sah man, welche Haustiere sie domestizierten und was sie anbauten. Die Lebensmöglichkeiten der Menschen in diesen Zeiträumen werden in plastischen Szenen dargestellt und damit begreifbar gemacht. Die Entwicklung der primitiv gebauten Hütten, der ersten Werkzeuge, der Geräte für Jagd, Ackerbau und Haushalt, der Schmuckstücke und der Ackerbaugeräte verdeutlichten das Leben unserer Vorfahren. Sie zeigte uns auch die sehr langsame technische Entwicklung im Verhältnis zur heutigen Zeit.   

    

Nachdenklich aber beeindruckt über unsere Vergangenheit kehrten die mitreisenden Heimatfreunde nach Dinklage zurück.

Text und Fotos: Hans Hoymann     


Schwarzbrot und Blumenpracht

Eine betörende Blütenvielfalt und traditionell gebackenes Schwarzbrot in Emsbüren waren auf der zweiten Kulturreise am 18. Mai 2022 Jahres das Ziel der Mitglieder des Heimatvereins Dinklage.

Die Familie Kuipers gründete 1954 ein Gartenbauunternehmen in Holland und kaufte 2004 in Emsbüren 100 Hektar Ackerland. Heute ist Emsflower in Emsbüren die größte Beet- und Balkonpflanzengärtnerei Europas. Auf Bestellung werden in Gewächshäusern auf über 80 Hektar ca. 500 Mio. Pflanzen pro Jahr angebaut und europaweit zum gewünschten Termin geliefert. Nachdem den Heimatfreunden der weitgehend automatisierte Ablauf vom Sämling-Setzen bis zum Umtopfen und Versand erklärt wurde, konnten sie die überwältigende Blütenpracht der farbenfrohen Schnittblumen bewundern. Daneben wuchsen üppig tragende Tomaten-, Gurken-, Obergienen- und Paprikasorten für den regionalen Markt. Alle Gemüse gediehen bei optimalen Temperaturen in nährstoffhaltigem Regenwasser und nicht in Erde.

Im Tropengarten sahen die Mitreisenden viele exotische Gewächse und im Schmetterlingsgarten umschwärmten sie freifliegende bunt-schillernde Falter. An Bananenstauden konnte man den Lebenszyklus eines Schmetterlings vom Ei über Raupe und Puppe bis zum ausgewachsenen Falter beobachten. In Schaugehegen lebten Affen, Erdmännchen, Alligatoren, Fische sowie farbenfrohe Papageien und Sittiche.

Enking´s Mühle wurde 1802 als 5-stöckige Hollandmühle aus massiven Bad Bentheimer Sandsteinquadern errichtet. Obenauf thront der hölzerne Mühlenkopf mit den Flügeln und dem Windwerk. Im Inneren kletterten die Heimatfreunde über hölzerne Stiegen und Leitern bis zum Mahlstein. Zum 200-jährigen Jubiläum 2002 wurde die Mühle vollständig restauriert. 20 Jahre später sind am hölzernen Teil des Bauwerks bereits wieder viele Witterungsschäden zu sehen, die dringend repariert werden müssten.

Verwöhnt durch ein Stück Pumpernickeltorte und versorgt mit einem Päckchen Pumpernickel fuhren die Heimatfreunde nach einem erlebnisreichen Tag zufrieden nach Dinklage zurück.In der Backstube neben der Mühle wird nur aus geschrotetem Roggen, Salz und Wasser und ganz ohne Konservierungsstoff Pumpernickel gebacken. In 24-stündiger Backzeit nimmt der Teig die typisch dunkelbraune Farbe an. Das fertige Brot muss weitere 24 Stunden auskühlen, bevor es in feine Scheiben geschnitten und verpackt wird. Ein erneutes Erhitzen der verkaufsfertigen Verpackung tötet Keime ab und sorgt für eine lange Haltbarkeit.

Text und Fotos  Hans Hoymann - Peter Süßmann-Dierken Dinklage

Milchkuhherde, Käserei, Biogas

Nach zwei Jahren coronabedingten Stillstandes startete jetzt die erste Kulturreise 2022 des Heimatvereins. Die Halbtagesfahrt führte auf den Aussiedlerhof der Familie Derboven, die auf Hof Bünkemühle in Warpe eine Kreislaufwirtschaft betreibt.

Die Familie Derboven wurde 1961 aus Hamburg ausgesiedelt. Seit dieser Zeit versucht sie, auf dem Hof Bünkemühle eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft aufzubauen. Derbovens begannen die Zucht mit 20 Mutterkühen und 25 Hektar bewirtschafteten Acker- und Wiesenflächen. Bis heute erweiterten sie den Betrieb auf 500 Mutterkühe und 600 Hektar. Anschaulich stellte der Senior Derboven dazu den Einstieg seiner drei Töchter nebst Ehepartnern in den Familienbetrieb als Erfolgsfaktor dar.

Auf dem Betriebsrundgang erklärte der Senior, dass das Kuhwohl in einer stressfreien Herde im Mittelpunkt seiner Entscheidungen stand. Der tierfreundliche und umweltbewusste Landwirt beobachtete als Praktiker das Einzel- und Gruppenverhalten seiner Tiere stets ganz genau und hat hart mit sich gerungen, bevor er Entscheidungen über Zucht, Investitionen und Abläufe für seinen Betrieb traf. Plastisch und mit Enthusiasmus schilderte er aus eigenem Erleben alle Arbeitsabläufe von der Kälberaufzucht über die Mutterkuhhaltung und das Melken bis hin zur Verarbeitung der Milch in der eigenen Käserei zu köstlichen Käsesorten. Die gute Ausbildung und das theoretisch fundiertere Wissen seiner Töchter stellte er als weiteren Erfolgsfaktor für die erfolgreiche Entwicklung des Betriebes dar. Der endgültige Erfolg der heutigen Entscheidungen werde sich aber erst in der weiteren Zukunft zeigen. Abgerundet wird der Hofkreislauf durch eine Biogasanlage und die Ausbringung der Biogülle als hochwertigen Dünger für die bodenschonende Bewirtschaftung der Ackerflächen.

Nach der Führung genossen die Teilnehmer in Derbovens Hofkaffee köstlichen selbstgebackenen Kuchen und probierten den selbsterzeugten Käse. Viele Teilnehmer erwarben die ihnen am besten schmeckenden Käsesorten für zu Hause.  

Text und Fotos  Hans Hoymann - Peter Süßmann-Dierken Dinklage